Sitzstangen und Leitern für den Wellensittichkäfig

Sitzstangen und Leitern

Die Sitzgelegenheiten sind neben den Futterplätzen das zweite essentielle Zubehör im Vogelkäfig. Am besten, man verwendet verschiedene Materialen, denn so kann man den Käfig flexibel und abwechslungsreich gestalten und hat ganz automatisch auch verschiedene Durchmesser und Oberflächen dabei, was wichtig für die Greifmuskulatur der Tiere ist.
Dabei sollten Stangen aus Naturholz, sei es selbst geschnitten oder gekauft, immer den größten Teil der Sitzgelegenheiten ausmachen. Alles andere ist dann eher ergänzend gedacht.

Ganz grob sollte der Hauptteil der Stangen etwa fingerdick sein (ca. 1,2-1,5cm), vor allem die wesentlichsten Sitzplätze. Dazu sehr gern auch einige dickere und etwas weniger „zu dünne“ (wo die Krallen sich berühren) Durchmesser, um entsprechend Abwechslung anzubieten.

Als Grundgerüst verwende ich eigentlich am liebsten selbst geschnittene Naturstangen, die sich einfach zwischen das Gitter schieben und mit Draht befestigen lassen, und welche von sich aus eine gewisse Abwechslung mitbringen. Vor allem wenn die Äste interessant gewachsen sind, vielleicht sogar „Korkenzieher“ (Hasel oder Weide). Aber vielleicht hat nicht jeder Halter solche Möglichkeit und es gibt mittlerweile genügend gute Angebote im Handel, die dann gleich mit Schraubbefestigung kommen.

Neben den verschieden geformten Stangen kann man auch mal eine Leiter einbauen. Starre Leitern zum Klettern sind bei gehandicapten Vögeln naturgemäß sehr hilfreich. Für Flieger habe ich aber auch gute Erfahrungen damit, Leitern waagerecht im Käfig anzubringen, ggf. sogar aufgehangen als Schaukel. Dort können sich die Vögel dann gegenüber oder „über Eck“ setzen. Auch Strickleitern, die man als straffe Hängebrücke aufhängt, werden gern angenommen.

Konkrete Einrichtungs-Tipps – unter anderem Hinweise, wie man was sinnvoll anordnet – finden sich hier.

Sitzstangen und Leitern für den Vogelkäfig

Klassiker, wenn man kein Talent oder Muße hat, so etwas selber zu basteln. Verschiedene Länge, Stärken, Formen machen Sinn und die passen an jede Form von Käfiggitter

Diese Baumwoll-Sitzstangen mit integriertem Draht gibt es in verschiedenen Farben, Längen und Durchmessern. Sie sind eine praktische Ergänzung zu den Naturstangen, denn man kann sie im wahrsten Sinne des Wortes zurecht biegen.
Häufig sind Baumwollstangen ein wenig dicker, aber da das Material nicht rutschig ist, ist das nicht weiter tragisch. Die Vögel sitzen gern darauf, vielleicht fühlt es sich tatsächlich etwas weicher und wärmer an als Holz. Als alleinige Sitzgelegenheit sollte man sie aber nicht verwenden, denn die Krallen nutzen sich hier natürlich nicht ab.
Der Nachteil dieser Stoff-Stangen ist, dass sie sich leider schlecht reinigen lassen. Auch sollte man die Stangen austauschen, wenn sie anfangen auszufransen.
Wenn man einen Käfig mit sehr schmalem Gitterabstand (einige Nagerkäfige) oder einen mit Volierendraht hat, muss man darauf achten, ob die Verschraubung passt!

Eine Baumwoll-Sitzstange ohne integrierten Draht, also nicht formstabil. Dafür vielleicht einfacher zu waschen. Kann man auch gut als Schaukel installieren.

Formbare Sitzstange aus Gummi, ca. 1,2cm dick und 34cm lang.
Interessante Möglichkeit für gehandicapte Tiere, denn man kann diese Sitzgelegenheit beliebig formen und im Gegensatz zu den Baumwollstangen dürfte diese Variante noch einmal besser für die Vögel zu greifen sein. Das Gummi ist rutschfest, vermutlich auch etwas weich und der Durchmesser von ca. 1,2cm ideal. Auch ist so eine Oberfläche natürlich einfacher zu reinigen als Stoff.

Beliebig gestaltbarer und erweiterbarer Kunstsoff-Baukasten, sogar mit Abzweigungen.
Dieses System macht m.E. nur in wenigen Fällen Sinn. Die Oberfläche ist etwas rutschig, so dass nur Vögel damit zurecht kommen, die gut zu Fuß sind. Kunststoff lässt sich nicht anknabbern (Beschäftigung) und verhindert die natürliche Abnutzung der Krallen.
Trotzdem führe den kleinen Sitzstangen-Baukasten hier an, denn er hat auch zwei Vorteile: Kunststoff lässt sich nun mal gut reinigen und man kann hier wirklich sehr kreativ sein. Heißt, man kann für einen flugbehinderten Vogel vielleicht an einer Stelle genau das bauen, was man haben möchte.
Falls es der Käfig von Haus aus mitbringt, kann man ruhig einen Teil verwenden.

Solche eine Käfig-Antenne kommt, nach innen geschraubt, einer Schaukel sehr nahe und bietet in jedem Fall einen beliebten Sitzplatz.
Tolle Idee! Wellensittiche mögen es, zugleich zusammen und doch getrennt sitzen zu können, insbesondere zum Schlafen.
Um die größere Variante nach innen zu nehmen, braucht es natürlich ein entsprechend großes Vogelheim.

Insbesondere für Vögel mit Handicap sind starre Leitern häufig nützlich. Aber auch für Flieger können sie horizontal angebracht eine interessante Gelegenheit bieten, sich gegenüber zu setzen. Die Leitern aus Naturholz sind manchmal nicht so gut verarbeitet und oft auch kurzlebiger als solche aus Hartholz.

Waagerechte Leitern oder Hängebrücken gibt es in verschiedensten Größen und Ausführungen und werden gern von den Vögeln angenommen.
(Hier noch ein besonders großes Modell* mit ca. 1m Länge).
Ich habe immer eine solche Leiter recht straff quer im Käfig gespannt. Die Vögel mögen es, sich dort einmal gegenüber sitzen zu können.
Und gerade für gehandicapte Vögel (z.B. mit Arthrose) sind sehr dichte Sprossen oder auch ein geschlossener Abschnitt interessant, um sich mal etwas anders hinzulegen (oder zu entlasten) als auf einem Sitzbrett.
Aufpassen muss man immer ein bisschen mit Seilen. Ausgefranste Enden sind kein geeignetes Spielzeug, sondern sollten abgeschnitten werden! Auch ist Vorsicht bei Ketten geboten, denn an solchen bleiben immer wieder Vögel hängen und verletzen sich.

So eine geschlossene „Leiter“ kann, relativ waagerecht angebracht, gerade für gehandicapte Vögel eine willkommene Abwechslung sein. Im Grunde ähnlich wie ein Sitzbrett, aber eben formbar (ergonomisch 😁). Leider lassen sich solche Modelle aber nicht gut reinigen und man muss beim Kauf schauen, dass die Länge mit der Käfig-Tiefe zusammen passt.

Weniger geeignete Materialien

Viele Vogelkäfige bringen von Haus aus auch ein paar Stangen mit, oft sind diese dann aus Hartholz oder Kunststoff. Von beiden wird immer wieder sehr abgeraten, weil sie dem Fuß keinerlei haptische Abwechslung bieten und recht glatt sind. Die Krallen nutzen sich dadurch kaum bzw. gar nicht ab, auch können solche Stangen die Entstehung von Druckstellen fördern. Sie können auch nicht von den Vögeln bearbeitet werden (wobei, Hartholz manchmal schon 😉) und so weiter.
Das ist alles natürlich sehr richtig – sofern man ausschließlich solche Stangen verwendet und die Vögel die meiste Zeit des Tages dort verbringen. Hingegen, wenn es gerade passt, zum Beispiel neben einen Futternapf, spricht überhaupt nichts dagegen, ein oder zwei solcher Stangen im Käfig zu haben. Oder auch im Krankenkäfig, hier kann Kunststoff aus hygienischen Gründen sogar einige Vorteile mitbringen.

Weiter gibt es im Handel auch Sitzstangen aus Beton oder ähnlichen Materialen, welche eine Abnutzung der Krallen und die Durchblutung fördern sollen. Hier wird hin und wieder auch abgeraten, dass diese eher schaden als nutzen könnten.
Im Grunde gilt das gleiche wie oben, ein oder zwei solcher Stangen schaden nicht – allerdings nützen sie in kleiner Anzahl eben auch nichts. Insofern würde ich hier weniger im Sinne der Vögel, aber doch im Sinne des Portemonnaies abraten.

Dann gibt es auch noch Mineralien-Sitzstangen, die man ebenfalls ans Gitter schrauben kann. Teils enthalten diese zusätzlich noch Vitamine. Macht den Vögeln ganz sicher viel Spaß, habe ich aber noch nie gekauft, weil ich das zu unhygienisch finde. Jede Sitzstange begegnet hin und wieder den Kotbällchen – und wie will man so eine, die ausdrücklich zum Verzehr gedacht ist, dann reinigen?

Etwas vorsichtig muss man auch mit Seilen sein, sei es Sisal, Hanf oder Baumwolle. Spätestens wenn ein Vogel anfängt, diese anzuknabbern, sollte man solche aus dem Käfig verbannen. Für den Käfig finde ich das noch wichtiger als fürs Zimmer, weil die Tiere sich auf dem begrenzten Raum schneller Lieblingsbeschäftigungen suchen. Beim Knabbern nehmen die Tiere, vielleicht unabsichtlich, Teile der Fasern auf, welche sich längerfristig im Kropf ansammeln können und dann diffuse und nur sehr schwer diagnostizierbare Gesundheitsbeschwerden auslösen (auf einem Röntgenbild sind die Fasern nicht erkennbar). Ausgefranste Enden sollte man daher sicherheitshalber direkt abschneiden.

Tatsächlich Verletzungsgefahr geht von Ketten aus, welche manchmal an den Hängeleitern Verwendung finden. Hier kann man ein Modell mit wenigen, kurzen Seilen an den Enden kaufen –  oder einfach die Ketten gegen ein glattes Seil oder ungefärbtes Lederband* austauschen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

3 × 5 =